Laudatio Landschaftlich – Polyphon
Galerie Metzger, Johannesberg, 22. 10. 2017
von Hans-Peter Jakobson
Der Ausstellungstitel Landschaftlich – Polyphon konnte treffender
nicht gewählt werden!
In der Musik bedeutet Polyphonie die Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Stimmen in einem Musikstück.
Polyphonie ist aber auch eine Methode zur Ver- und Entschlüsselung
geheimer Nachrichten.
Diese Ausstellung präsentiert eine Künstlerin und ein Künstlerpaar mit
ihren höchst individuellen, inhaltlich wie formal voneinander völlig
unabhängigen Aussagen und Ausdrucksformen zum uralten Thema Landschaft.
Sie machen dabei die Vielschichtigkeit der Darstellungen von Natur und
die Vielfalt sinnlich-poetischer Möglichkeiten ihrer Entschlüsselung
durch ihre individuelle künstlerische Transformation zu einem
bereichernden Erlebnis, jenseits wissenschaftlicher Methoden oder
realistisch- naturalistischer Abbildungsweisen.
Für die Keramikerin Susanne Kallenbach bietet belebte und
unbelebte Natur, ob Gebirgszüge ihrer früheren Heimat oder ihres
heutigen Lebensraumes, die herbe Landschaft des Nordens mit Meer,
Sturm und Gezeiten vielfältigste Inspirationsquellen.
Ebenso bilden Reiseerlebnisse in fremde Länder und zu interessanten
Landschaftsformationen für sie ein unerschöpfliches Reservoir an
Anregungen.
Dazu schrieb sie mir:
„Zu vielen der Arbeiten gibt es eine Geschichte in mir, ein Bild,
eine Erinnerung. Fast jede Reise/Landschaft findet sich in einem Zyklus
wieder. So hat mich ein Arbeitsstipendium in Vallauris z.B. zu den
"taumelnden Felsen" angeregt, die meine Umsetzung der erstaunlichen
Bergformationen der provenzalischen Meeresalpen sind. Gebaut, meist auch
aus französischem Steinzeug, sollen sie Ruhe, Kraft und Wärme
ausstrahlen. Die Grundrisse und gerade geschnittenen Flächen folgen der
Form jeweils eines Steines vom Strand vor St. Laurent-du-Var, von dort
also, wo die verwitterten Felsen als flache Kiesel vom Fluss ins
Mittelmeer gespült werden.“
In den Skulpturen oder Gefäßen spiegelt sich also die Essenz des
Erlebten wider und wird zur allgemeingültigen künstlerischen Aussage
über die Ehrfurcht der Keramikerin vor
der Natur in ihrer unendlichen Vielfalt.
Die Fähigkeit, alle spezifischen Eigenarten des Werkstoffes Ton für das
ihr Gemäße souverän nutzen zu können, verdankt Susanne Kallenbach
zuförderst der fundierten Ausbildung durch Johannes Gebhardt, einen der
ganz großen deutschen Keramiker der 2. H. des 20. Jh.
Diese herausragende Persönlichkeit eröffnete der Keramik mit seinem sich
immer wieder wandelnden Œuvre völlig neue künstlerische Horizonte und
bestimmte für Jahrzehnte die Qualität der Lehre an der Kieler
Fachhochschule für Gestaltung, sodass man respektvoll von der „Kieler
Schule“ sprach.
Für ihn bildeten - und das völlig zu recht -
reiche Kenntnisse vom Material und ein sicheres Beherrschen der
handwerklich-technischen Notwendigkeiten die Grundlagen künstlerischen
Schaffens. Dies vermittelte er auch seinen Schülern.
Ein solches Vorbild und eine solche Ausbildung sind das eine. Das
andere, individuelles Talent, künstlerische Phantasie, ein unbedingter
Wille und das Vermögen beides zu nutzen, um die eigenen schöpferischen
Kräfte für aussagestarke Werke herauszufordern.
Diese Fähigkeiten zeichnen Susanne Kallenbach in großem Maße aus, wie
einmal mehr diese Ausstellung erlebbar macht.
Das gilt für die formenstrengen Skulpturen mit ihren sicheren
Proportionen, der faszinierenden Eleganz makelloser Umrisse sowie den
feinnervig bearbeiteten lebendigen Binnenstrukturen. Es gilt ebenso für
die Gefäßobjekte, deren rissige oder aufgeworfene
Oberflächen, hauchdünn ausgearbeitete Wandungen und Ränder mit
dem glatten Innen kontrastieren.
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Beide Werkgruppen streben mit subtiler Balance aus Ruhe und Bewegung zur
Monumentalität und bestechen durch die besonderen ästhetischen
Qualitäten des Tones als suggestiver Ausdrucksträger.
Susanne Kallenbach sucht im Gefäß mit dem Wissen um die Traditionen
dieser menschlichen Kulturleistung, durch die Spannungsverhältnisse von
Volumen und Fläche, Körper und
Raum nach dessen Wesenhaftigkeit als Entsprechung von innerem Sinn und
äußerer Form
Ihre Gefäßschöpfungen leugnen die ursprüngliche Funktion nicht.
Die intensive individuelle Zwiesprache mit ihnen beansprucht unsere
optischen, haptischen und assoziativen Fähigkeiten, verändert damit ihre
Funktionalität zugunsten der ästhetisch- künstlerischen Wirkung.
Sie muten an, als würden sie besondere Geheimnisse in sich bergen.
Alle Schöpfungen Susanne Kallenbachs sind Resultat exakter und
gründlicher Vorarbeiten in Zeichnungen und Werkskizzen. Der folgende
Entstehungsprozess vollzieht sich außerordentlich
kontrolliert. Die Keramikerin
legt eine Gesamtform relativ massiv und konkret an, um sie durch
abtragen, aushöhlen schneiden und ritzen, sowie auch durch genuine
keramische Handhabungen wie engobieren, einreiben mit Oxiden oder Aschen
zu bearbeiten.
Sie fügt bisweilen Sande und Erden aus jenen Gegenden hinzu, die Anlass
zur Gestaltung wurden, um Authentizität zu assoziieren oder setzt Kaolin
und Porzellan ein, deren Verhalten im Brand besondere Aussagequalitäten
erreichen.
Ein wichtiger Teil der Gefäßformgebung besteht im behutsamen, wiederum
genau kontrollierten und kalkulierten Weiten sowie dem Ausdünnen der
Wandungen von innen nach außen.
Dabei reißt die Außenhaut, da der Ton im Trocknungsprozess an Härte und
Festigkeit zugenommen, aber an Bildsamkeit verloren hat. Diese
natürlichen Prozesse werden so weit getrieben, bis die Form ihre
höchstmögliche Spannung erreicht hat und nur
noch eine hauchdünne Hülle, eine feine Randlinie, das Äußere vom Inneren
trennen, die den folgenden Brand (oder mehrere Brände) bestehen
muss.
Solcherart Volumen gewinnt im Zusammenspiel der Gegensätze von schwer
wirkender, unterschiedlich tief gerissener Außenhaut zum glatten Inneren
der Gefäßplastik, als eine Art Entmaterialisierung, besondere emotionale
Ausstrahlung.
Die Ergebnisse dieses dialogischen Entstehungsprozesses zwischen
Künstlerin und Material beanspruchen die Wahrnehmungsfähigkeit und
Sensibilität des Betrachters. Sie wollen nicht nur betrachtet, sie
wollen mit dem Tastsinn auch erspürt werden und aktivieren so sinnliches
Vermögen und reflektorische Fähigkeiten.
Die Arbeiten von Susanne Kallenbach sind mit
ihrer packenden
bildnerischen Kraft
poetischer Ausdruck der Welterfahrung ihrer Schöpferin, den sie
über Jahrzehnte ständig weiter entwickelt und sublimiert hat. Sie künden
mit meditativer Kraft nicht nur vom Empfindungsreichtum der Keramikerin,
sondern auch von ihrem souveränem Können sowie ihrer künstlerischen
Konsequenz.
Gudrun Petzolds
skulpturales keramisches Schaffen vollzieht sich vornehmlich in
Werkgruppen, um ihr wichtigstes bildnerisches Interesse, die
immerwährenden Kreisläufe von Entstehen, Wachsen und Vergehen in der
organischen wie anorganischen Natur unter verschiedenen Aspekten
nachzuspüren.
Die schöpferischen Inspirationen erwachsen nicht selten aus zufälligen
Ereignissen, spontanen Anregungen sowie wacher Naturbeobachtung.
Gudrun Petzold experimentiert in einem hochkonzentrierten
Schaffensprozess mit ihrem reichen künstlerischen und handwerklichen
Potenzial ebenso beharrlich, akribisch wie intuitiv
mit subtiler Adaption der Naturformen sowie den ästhetischen
Ausdrucksmöglichkeiten des
Tones und seiner Technologie.
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Damit gelangt sie zu künstlerisch überzeugenden Aussagen, die über das
Abbild hinausweisen.
Seit längerem bilden Begriffe wie Bergen, Umhüllen, Schützen und
Bewahren und deren dialektische Gegenpole Begrenzung, Einengung,
Abschottung oder Auflösung zentrale Themen ihrer künstlerischen
Auseinandersetzung.
Wandlungen etwa von der bergenden Hülle zu hohlen, im wahrsten Sinne
entkernten und allmählich zerfallenden Körpern, deren Reste wiederum den
Humus für neu entstehendes Leben bilden können, sind auch Inhalt
der hier ausgestellten Arbeiten.
Titel wie „Fragmente“, „Epidermes“ oder „Erosion“ heben das Thema
auf eine allgemeingültige, überzeitliche Ebene.
Eingewalzte und gerollte Tonstreifen erinnern an abgeschälte brüchige
Rindenstücke oder verlassene Kokons. Schrundige Oberflächen,
Oxydeinreibungen, Pflanzenabdruckspuren, abgewischte Glasuren die
organische Anmutung assoziieren, erinnern an
Zeichen und Spuren von Wandlungsprozessen.
Fragmente sind für uns Bruchstücke.
Sie können etwas Unvollendetes,
ein „non finito“ bezeichnen, sei dies erzwungen oder beabsichtigt.
Fragmente sind auch Überreste von etwas ursprünglich Größerem oder
bruchstückhafte Überlieferungen einer Gesamtheit von Gewesenem. Die
Epidermes, die abschließende äußerste „Hautschicht“ für Pflanzen
Säugetiere, Menschen, schützt darunter liegende Zellen, Gewebe und
Organe vor Einflüssen der Umwelt. Gerade an ihr werden die
Belastungen, denen nicht nur wir Menschen gegenwärtig durch unser
eigenes Verhalten und den daraus resultierenden immer schnelleren
Wandlungen auf der Erde ausgesetzt sind, deutlich spürbar.
„Erosionen“ gehören zu jenen erdgeschichtlichen Vorgängen, die
über Jahrmillionen hinweg permanent unsere Welt verändern. Manchmal sind
sie kaum spürbar, häufig und besonders gegenwärtig von urgewaltiger
Kraft sowie dramatischen globalen Auswirkungen rund um die Erde
Von besonderer künstlerischer Delikatesse ist das Spiel der Skulpturen
Gudrun Petzolds mit dem umgebenden Raum. Dies ist ein grundsätzliches,
stets individuell neu zu bestimmendes Problem dreidimensionaler Kunst.
Ihre Plastiken stehen in einem offenen Verhältnis zur Umgebung.
Jede neue Position, auch jede Berührung ermöglicht neue Eindrücke.
Das gesamte Zusammenspiel von optischen und haptischen Angeboten
verleiht dem privaten wie öffentlichen Raum eine besondere Ausstrahlung
und macht den Betrachter zum aktiven Partner in einem intensiven Dialog.
Für die höchst fragilen Formen „Fragmente“
und „Epidermes“ mit dünnwandigen, weich bewegten Oberflächen
gibt es kein Innen oder Außen, nur das gegenseitige sich Durchdringen.
Die kompakten Objekte „Erosion-Wave“ umspielt der Raum, dringt in
ihre Oberflächen ein, lässt sie weicher und organischer erscheinen.
Statuarische und fließend bewegte Kräfte ringen miteinander. Zusammen
mit den unterschiedlichen farbigen und wellenförmigen Einlagerungen, die
abgetragene und wieder überlagerte Erd- und Gesteinschichten
assoziieren, wird das Erodieren sinnlich fassbar.
Alle von der Künstlerin eingesetzten Mittel dienen der Überhöhung und
Verfremdung des scheinbar Bekannten und weisen weit über den Gegenstand
der Anschauung hinaus in eine Sphäre, die nicht allein der Ratio
angehört.
Mit hoher Sensibilität vermittelt Gudrun Petzold Geschehnisse der
permanenten Bewegung und Veränderung in statischen Gebilden.
Sie vermögen ein Gefühl der Behutsamkeit und Verantwortung im Umgang mit
Natur zu erwecken. Das verleiht ihnen Zeichencharakter als Ausdruck
eines sich wandelnden heutigen
Bewusstseins.
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Die Bildauswahl
Jo W. Brunners
in dieser Ausstellung schlägt einen Schaffensbogen von den 1990 Jahren
bis heute und macht so Kontinuität und Wandel im Werk des Künstlers
sichtbar, das geprägt ist von ständiger intensiver Selbstbefragung.
Den größten Teil seines künstlerischen Schaffens
widmet er der metaphorischen Strahlkraft von Hochgebirgswelten. Der
Künstler empfindet sich in dieser besonderen Landschaft, die ähnlich wie
das Meer existentielle Dimensionen in sich birgt, nicht als
Außenstehender, passiv Genießender sondern als ein Mitbeteiligter und
Mitempfindender inmitten fortwährenden Wandels. Die Jahrmillionen alte
Entstehungsgeschichte der heutigen Gebirge gehört ebenso dazu, wie deren
permanente, gegenwärtig besonders dramatisch verlaufende Veränderungen
durch Erosion, Gletscherschmelze und massive Eingriffe der Menschen.
Dies steht wiederum exemplarisch für globale Vorgänge in den Weltmeeren,
im Regenwald oder anderen Ökosystemen, auch in urbanen Räumen.
Erscheinungen, die eine Situation grundlegend
verändern, wie sie für die Bergwelt charakteristisch sind, haben für den
Maler und Zeichner daher parabelhafte Bedeutung.
Momentane
Witterungsänderungen, heraufziehende Nebel, in denen gewaltige
Felsmassive minutenschnell oder allmählich verschwinden, Wechsel von
Licht und Schatten, auch Standortwechsel erzeugen
überraschende Eindrücke.
Die innere Bewegung, die
Brunner in solchen Momenten erfasst, ist die Initialzündung für das
Entstehen eines Bildes. Im Arbeitsprozess gelangt er zu einer
Bildsprache, in der unmittelbare emotionale Empfindungen und der
mitunter lang anhaltende rationale schöpferische Vorgang des Gestaltens
zu einer unauflösbaren Einheit sowie einem untrennbaren Teil des
Kunstschaffens und des Kunsterlebens
verschmelzen.
Die Ausdruckskraft seines "abstrakt-expressiven
Naturalismus“ sucht das nicht zu Benennende und nicht Sichtbare hinter
dem Sichtbaren der Erscheinung erfassbar und erfahrbar zu machen. Daraus
beziehen die Werke ihre vieldeutige, weit über den Bildgegenstand
hinausführende Aussagestärke, indem sie zum Innehalten und zur
Kontemplation verführen.
Brunner ist seit seiner
Meisterschülerschaft bei K.H. Hödicke, HdK (heute: UdK) mit den
Dimensionen kulturellen Schaffens in der Menschheitsgeschichte vertraut,
als er parallel dazu von 1983-93 am Architekturreferat des Deutschen
Archäologischen Instituts Berlin auf zahlreichen Grabungskampagnien in
Griechenland, Kleinasien und Sizilien tätig war.
Vor diesem Hintergrund appelliert er an grundlegende menschliche Ideale
wie Empfindungsreichtum, Gefühlstiefe, Sensibilität und Achtsamkeit
gegenüber sich selbst und der umgebenden Welt in einer Zeit immer
komplexer und für den Einzelnen undurchschaubarer werdenden Wandlungen.
In dynamischen Kompositionen expressiver Farbströme, grafischer Staccati
und Linienbündel fasst er die Grundthemen seines Schaffens, die
existentielle Bedeutung permanenter Bewegung und Veränderung im Kleinen
wie im Großen, eingeschlossen darin die Dimensionen der Zeit.
Der Arbeitsprozess ist ein Vorgang wiederholter
Wandlungen in unterschiedlichen Zeitsprüngen. Dabei verändern sich im
schöpferischen Ringen mit dem Bildgegenstand auch seine Intentionen. Das
Werk vermag seinen Schöpfer auf einen nicht vorhersehbaren Weg zu
führen, den er immer weiter ausschreitet. Scheinbar abgeschlossen, kann
es nach einer längeren Zeit wieder auf die Staffelei geholt und
überarbeitet werden.
Diese Arbeitsweise führt
zu einem spannungsvollen Kontrast zwischen der Darstellung dynamischer
Prozesse und der Statik des Bildes, dem Urproblem
bildender Künste.
Auf den großen Leinwänden
malt Brunner sein Motiv von verschiedenen Standpunkten aus und in
verschiedenen Zeitebenen. Dabei verschmelzen Frontal-, Unter- und
Draufsicht zu simultanen Kompositionen. Während des weiteren
Entstehungsprozesses übermalt er ganze Partien der ursprünglich relativ
authentischen Fassung, lässt konkrete Details hinter zartfarbigen,
grauen oder weißen Flächen verschwinden.
Ehemals vorhandene Bildelemente sind lediglich
noch zu ahnen.
Wäre jedoch diese konkrete Partie in der
Ur-Fassung nicht vorhanden, wäre dem Betrachter auch diese Ahnung nicht
möglich, das Bild besäße weniger Kraft und Tiefe und würde im
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wahrsten Sinne des Wortes seine Vielschichtigkeit
einbüßen. Alle Veränderungsstufen sind damit für die imaginative Kraft
dieser Bilder unverzichtbar.
Brunner erzeugt dabei jenen "fruchtbaren Moment",
in dem die Bewegung für den Bruchteil einer Sekunde anzuhalten scheint
und das Vergangene noch sowie das Zukünftige bereits, erahnbar sind.
Kühle Farben, Blau von verschiedener Intensität
und Stufung, Weiß und Grau fügen sich zu einem furiosen orchestralen
Klang der Strenge, Erhabenheit und Reinheit.
In den Mischtechniken aus Öl, Kreiden, Farb- und
Grafitstift auf Papier ist der dynamische, expressive Duktus noch
heftiger, das informelle Element als Ausdruck fortwährender Bewegung
noch intensiver und der Abstraktionsgrad noch konsequenter. Alle
Elemente, jede Linie, jeder Farbspritzer, jeder Pinselhieb ringen in
heftigen Ballungen unaufhörlich miteinander. Einzelne Linien winden sich
aus diesem Urchaos heraus und verlieren sich auf der Fläche. So
verdichten sich alle Bildelemente zu einem sinnlich packenden visuellen
Ereignis von kraftvoller Intensität. Kunst wird auf ihren magischen
Ursprung zurückgeführt, Erscheinungen, Erlebnisse und Gefühle, die für
die Menschen von Urbeginn an elementare Bedeutung besitzen, bildhaft zu
bannen.
Der Künstler sieht seine Schaffensweise der
Naturdarstellungen als Parabeln "existentiellen“ künstlerischen Daseins.
Wir dürfen sie jedoch getrost generell auf die menschliche Existenz
beziehen.
Wir erleben in diesen schönen Räumen eine
gelungene, ebenso spannungsvolle wie offene Präsentation, die uns und
hoffentlich vielen weiteren Besuchern zahlreich Anregungen und
Möglichkeiten zu eigenen Erfahrungen mit den Kunstwerken bietet.