Abwarten - Tee trinken

von Ulrike Kropp

Keramische Kostbarkeiten rund um den Tee

„Medizin war der Tee zuerst, Getränk wurde er danach“, schreibt Okakura in seinem Buch vom Tee - „… und was für ein Getränk!“, möchte man hinzufügen - im wahrsten Sinne kostbar. Als der Tee um 1600 nach Europa kam und nur Reichen vorbehalten war, und als die amerikanische Unabhängigkeit mit dem Protest gegen die hohen Teesteuern begann, besaß er politische Wirkung. Auch heute noch ist er ein besonderes Getränk.

Kein anderes Getränk wird so zelebriert wie der Tee. Die japanische Teezeremonie in ihrer vollendeten Ästhetisierung von Raumumgebung, Geräuschen, Haltungen und Bewegungen realisiert am sichtbarsten das Teetrinken als „Gesamtkunstwerk“. Reinheit, innere Ruhe, Harmonie, Ausgeglichenheit - auch der englische Afternoon-Tea, der Ostfriesentee mit Milch und Kandis und in letzter Zeit der bewusste Genuss von hochwertigem grünem, schwarzem und weißem Tee dienen diesem Ziel. Menschen nehmen sich Zeit zum Teetrinken, entspannen sich, genießen den Augenblick.

Wunderbar ist es, wenn das Gefäß, aus dem der Tee getrunken wird, der Hand, die es umfasst, schmeichelt, die Farbe und den Duft des Tees unterstreicht und wenn der Gefäßrand einen angenehmen Kontakt zum Mund bietet.

Solche kostbaren Schalen für Tee zusammen mit Teedosen, Wassergefäßen, Vasen für die Nische im Teeraum der Teezeremonie zeigt vom 23. Oktober bis zum 13. November 2016 die Galerie Metzger in Johannesberg anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens. Die Ausstellung lädt ein zum Innehalten, Staunen, Genießen, Entspannen. Die Kostbarkeit des Tees spiegelt sich in der Schönheit der Keramiken.

Mit Uwe Löllmann und Sebastian Scheid aus Deutschland, Peter Callas aus den USA, Laetitia und Emmanuel Pineda aus Frankreich, Yoshiji Onuki aus Japan spannt die Ausstellung einen weltweiten Bogen und zeigt die unterschiedlichen Annäherungen an Teekeramik. Die Urkraft des Feuers in den Anagama-Holzbrandöfen spielt eine große Rolle, die in den ascheglasierten Oberflächen der Keramiken brillante Ofenspuren hinterlässt. Ein unvorhersehbares, ästhetisches Mysterium. Ob die Keramikerinnen und Keramiker mit unterschiedlichen Tonerden experimentieren, grob aus Tonblöcken herausschneiden, die Feinheit von Oberflächenstrukturen erforschen, allen gemeinsam ist die Suche nach Verfeinerung und höchst möglicher Qualität.

Die schwarz-weis Fotografien von Jérémie Logaey begleiten die ausgestellten Objekte und zeigen Keramikerinnen und Keramiker in ihren Ateliers und geben einen Einblick in die Teezeremonie.

Zum Schluss noch einmal Okakura: „Tee ist ein Kunstwerk und braucht eines Meisters Hand, um seine edelsten Eigenschaften zu offenbaren.“ Die Keramiken, die in der Galerie Metzger zu sehen sind, erweisen dem Tee ihre Reverenz, denn sie sind wahrlich von Meisters Hand.

Ulrike Kropp, Freundin der Galerie Metzger