Pascal Geoffroy, Jérémie Logeay und Laetitia Pineda

in der Galerie Metzger vom 21.10. – 11.11. 2012

  Materie, Augen, Hände und Herz -

  was für eine Wohltat, wenn das wieder einmal zusammen klingt, wenn am Objekt ablesbar wird, wie es durch Können und Wesen des Künstlers zur Aussage gefunden hat!

Das führen uns die Keramiken von Pascal Geoffroy vor Augen. Auf der Suche nach Mineralien durchforstet er die Steinbrüche im Süden des Aveyron, experimentiert angeregt durch Naturbeobachtung und Jahreszeit mit Materialien und Farben.

 

Eine weitere Quelle der Inspiration ist ihm Japan. Da stellen sich Wechselwirkungen zwischen der Kampfkunst Aikido, der Kalligrafie und dem keramischen Schaffen ein. Haltungen und Gesten übertragen sich so auf die Arbeit an der Töpferscheibe. Die Summe all dessen kristallisiert sich in seinem Motto heraus:

„Die Erde muss sich spontan und natürlich ausdrücken können. Im Loslassen und Laissez-faire geraten Bewegung und Materie in Harmonie. Der Eingriff des Töpfers muss so diskret wie möglich sein, da er nur ein Katalysator ist.“

Halb in den Berg hineingegraben beherbergt der Tunnelofen vom Typ Anagama eine riesige Brennkammer von ca. 5 m³. Die Arbeit vieler Monate schichtet sich auf Stufen aufgebaut dann beim Brand von 1350 – 1400 Grad im Innern. Sechs Tage und Nächte brennt das Feuer und führt die Gefäße zur Vollendung. Ströme geschmolzener Asche durchfluten den Brennraum und lagern sich auf den Objekten ab. Pascal Geoffroy wählt häufig die weiße Feldspatglasur Shino, während Raku schwarze und Oribe grüne Farbtöne zeigt. Viele Schalen und Wassergefäße sind der japanischen Teekultur gewidmet, jener kontemplativen Übung des Zen. Poren und Blasen überziehen die Glasurhaut, die von Rosa über Rot bis hin zu Grau und Weiß spielt. Dann und wann erzählen Fingerspuren vom Eintauchen des Gefäßes ins Glasurbad. Manchmal betont ein freier Pinselstrich schwungvoll den Verlauf der Gefäßwand.

 

Jérémie Logeay hat sich als Fotograf eine Aufgabe gestellt, die ihn in die Stille führt. Er trifft bei den Töpfern auf eine Welt, ein Tun, das sich dem blanken Nutzen schon entzogen hat und das trotzdem für die Anfänge von allem handwerklichen Tun steht. Es gibt wenig, was so zur Selbst- und Daseinsbesinnung führen kann, wie dies.

Nachdem er unter den Handwerkern, die mit Erde und Feuer arbeiten, Verbündete gefunden hat, ist seine Fotografie für ihn in den letzten Jahren zu einem Alibi geworden, um die Töpfer in ihren Werkstätten aufzusuchen. Mit ihnen teilt er Fragen und Überlegungen zur Schöpfung und zum Fortbestand des Handwerks.

Hier wird alles aufs Einfachste zurückgeführt. Die Materialien und Gerätschaften sind elementar. In den Werkstätten stehen und liegen sie griffbereit und so trifft Jérémie Logeay auf eine Atmosphäre ohne Pose, begegnet in seiner Offenheit dem Töpfer  während der ganzen Abfolge seines Schaffens, erlebt die Konzentration beim Drehen und die volle Aufmerksamkeit beim Glasieren. Die Brände, oft über Tage hinweg, lassen eine Archaik erahnen, die den Menschen seit Anbeginn begleitet.

Seine Fotoreportage führt den bei Toulouse lebenden Jérémie Logeay zu Töpfern in Frankreich und im Ausland. Auf die selbst gestellte Frage, was er einer von bunten Bildern übersättigten Welt heute an Eigenem zu bieten hat, ist er für sich zur Schwarz-Weiß Fotografie zurückgekehrt.

Dies bedeutet eine Übersetzung des Geschauten in grafische Werte und damit ein Innehalten. Vom samtigen Schwarz über alle Stufen zum silbrigen Grau bis hin zum Weiß, der Summe aller Farben, wird das Sehvermögen der Betrachter mobilisiert, selbst tätig zu werden, dem Thema des Bildes in Struktur, Gestik, Haltung und Ausdruck nachzuspüren. So kann er selbst die Tiefe von Aktion und Passion in der Aufnahme erforschen.

 

Die Keramikerin Laetitia Pineda zeigt in einem eigenen Text auf, wie sehr bei ihr Arbeit und Leben ein Ganzes geworden sind. Ihre Teeschalen waren schon unter anderem in der Wanderausstellung „1001 Bols“ in Indien, Korea, Frankreich und in der Schweiz zu sehen.

 

« Tout est là,
Il suffit de réunir les éléments
Terre, Air, Eau, Feu.

Aller dans la nature
à la rencontre des matières,
apprendre à les connaître,
lier une intimité.

Récolter argiles,
roches et minéraux.
Préparer pâtes et glaçures.
Modeler un bol
au creux de la main, doucement.

Faire du feu.
Chaque pièce
est un nouveau chemin
qui s’ouvre … »


Alles einfach vereinen,

Erde, Luft, Wasser, Feuer.

 

In die Natur gehen,
den Materialien auf der Spur.

Lernen, erkennen,
Innerstes begreifen.

Ton, Gestein, Mineralien sammeln,
Masse und Glasur bereiten.

Ein Gefäß formen
mit der Handfläche, ganz sanft.

Feuer machen. -

Jedes Stück
weist einen neuen Weg,
der sich öffnet.